Corona Report: Jugend & Medien

Trendumkehr – Jugendliche informieren sich in Krisenzeiten wieder
über die klassischen Medien. Die Corona-Krise hat sich auch auf das
Mediennutzungsverhalten der Jugend ausgewirkt. Im Zeitraum
von Mai bis Juli 2020 wurden SchülerInnen zwischen 11 und
20 Jahren befragt und lieferten folgende Erkenntnisse:

In Krisenzeiten kehrt die Generation Netflix zum Fernsehen zurück. Für Informationen rund um Corona war das Fernsehen mit Abstand die wichtigste Informationsquelle. 61,5 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler gaben an, dass sie sich über Themen wie das Coronavirus hauptsächlich über das Fernsehen informieren. Zusätzlich war das Fernsehen die häufigste Quelle, aus der Teenager über das spezifische Nachrichteereignis – den Start der Ausgangsbeschränkungen – erfahren haben, gefolgt von persönlichen Kontakten (mit 29,4 %)  und Instagram (10,2%). Unter den beliebtesten Informationsquellen nutzten Jugendliche überraschend viel traditionellen Journalismus: über persönliche Kontakte informierten sich 44,7% der befragten Jugendlichen, Online Nachrichtenseiten nutzten 37,22% und Zeitungen/Magazine 33,66 %. Social Media spielten im Gegensatz zum Trend der vorangegangener Jahre nur eine überraschend kleine Rolle. Dies steht im Gegensatz zum erwarteten Ergebnis. Der Messenger Telegram, welcher sich in den vergangenen Monaten als Verbreitungskanal von Verschwörungsmythen einen zweifelhaften Ruhm erarbeiteten wird nur von 0,7 Prozent als wichtige Informationsquelle bezeichnet.

Jugendliche informierten sich vor allem über das Fernsehen - ein Ergebnis des Corona Report- Jugend & Medien von Digitaler Kompass

Tabb.1 Q.: Base: Wo informierst Du Dich hauptsächlich zu aktuellen Themen wie dem Coronavirus?  Grundgesamtheit: 309 Jugendliche, Alter: Ø 15,2. Note: Multiple Choice, 3 Nennungen möglich.

Instagram etabliert sich als Nachrichtenkanal: Instagram ist unter Teenagern nicht nur das beliebteste soziale Netzwerk, sondern ist darunter auch der am häufigsten genutzte Nachrichtenkanal. Neben Beauty-, Reise- und Yogafotos, bekommt der Kanal auch für Nachrichten eine immer höhere Relevanz. Jeder vierte Teenager informierte sich über Themen wie das Coronavirus hauptsächlich über Instagram, jeder Zehnte erfuhr über Instagram von den kommenden Ausgangsbeschränkungen. Im Vergleich dazu war Youtube nur für 11,8% eine wichtige Nachrichtenquelle, Facebook für 4,4% und TikTok für 4,04%. Über die Ausgangsbeschränkungen erfuhren über TikTok 3,65% und über WhatsApp 2,55%. Bei beiden Fragestellungen war Instagram bei der Jugend demnach doppelt so wichtig wie andere soziale Medien.

Tabb.2 Q.: Base: Wo hast du als Erstes davon erfahren, dass es wegen des Coronavirus nun neue Regeln und Ausgangsbeschränkungen gibt? Grundgesamtheit: 293 Jugendliche, Alter: Ø 15,2. Note: Single Choice

Teenager begegnen auf Social Media zahlreichen Falschmeldungen: Auf die Frage, welchen Fake News und Falschmeldungen die Teenager in den letzten Wochen begegnet sind, wurde eine Vielzahl an unterschiedlichen Beispielen genannt. Darunter waren einerseits unseriöse Gesundheitstipps, wie etwa das Trinken von Bleichmittel oder das Wegduschen und Weggurgeln des Virus. Andererseits wurden Verschwörungsmythen rund um die 5G-Technik, über Bill Gates und den „tatsächlichen“ Ursprung des Virus genannt. Außerdem waren Meldungen, die das alltägliche Leben der Jugendlichen betreffen besonders häufig. Meldungen über strenge Ausgangssperren, die Schließung aller Supermärkte und Öffnungen der Schulen führten zu Verunsicherungen.  Mehr als die Hälfte der Jugendlichen, rund 60%, sind in den letzten Wochen auf Nachrichten und Inhalte über das Coronavirus gestoßen, bei denen sie sich unsicher waren, ob diese der Wahrheit entsprechen. Am häufigsten fanden sie diese Meldungen auf Instagram, TikTok und YouTube.

Tabb.3 Q.: Auf welchen Medien oder Apps hast du Falschmeldungen gesehen? Grundgesamtheit: 162 Jugendliche. Note: Multiple Choice, mehrfach Nennung. Grafik.1 Q.: Erzähle uns von einer Falschmeldung, die dir begegnet ist. Grundgesamtheit: 281 Jugendliche. Note: offene Frage

Kontext und Einordnung:

In den vergangenen Jahren stieg die Relevanz von sozialen Medien speziell unter Jugendlichen als Nachrichtenquelle massiv an. Im Gegenzug verloren traditionelle journalistische Medien an Bedeutung. In der Corona Krise dürfe sich dieses Verhältnis umgekehrt haben (siehe oben) und Teenager sind vor allem zum Fernsehen zurückgekehrt.  Dieses Ergebnis der Studie kommt überraschend.

Untersuchungen vor der Corona-Krise 2019 lieferten noch andere Ergebnisse: Laut einer Untersuchung von Safer Internet im Jahr 2018 informierten sich 33,5% der unter 30-Jährigen über Fernsehen – im Vergleich zu 60% der aktuellen Untersuchung von Digitaler Kompass. Beim Digital News Report 2019 gaben 10,6% der 18-24-Jährigen an sich über TV Nachrichtenprogramme zu informieren, jedoch 36% über Social Media. Konkret nutzten 35% Youtube, 31% Facebook, 28% WhatsApp und 22% Instagram. Bei der hier untersuchten jüngeren Zielgruppe nahm im Vergleich Instagram als Nachrichtenkanal eine etwas wichtiger Rolle ein, während die anderen Kanäle für Nachrichten in der Corona Krise deutlich seltener genutzt wurden. Hier zeigt die Studie eine Trendumkehr.

Stichprobe:

An der Studie nahmen im Zeitraum zwischen 13. Mai und 7. Juli 309 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 11 und 20 Jahren aus ganz Österreich teil.

In den Medien:

DER STANDARD

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